Geschwisterkonstellation: Haben es Sandwichkinder schwerer?

Kinderhände Hände dreiSpätestens seit unserem letzten Geburtsvorbeitungskurs für „wir-sind-schon-Eltern“ (ja so etwas gibt es ;-)), in dem es auch intensiv um Geschwisterkonstellation ging, beschäftigt mich das Thema sehr.

Vorher mit Zweien war die Einteilung recht eindeutig, großer Bruder und kleiner Bruder. Es gab selten Probleme mit unseren beiden Jungs. Der Große war von Anfang an sehr einfühlsam und so gut wie nie kam Eifersucht auf (auch nicht unterschwellig). Und der Kleine war von Beginn an in seinen großen Bruder vernarrt.

Doch dann kam die kleine Prinzessin und einiges änderte sich für unseren bisher Jüngsten. Er war zwar weiter der kleine Bruder, aber nun hatte er noch eine viel kleinere Schwester und ja, die Ankunft eines Mädchens in unserer Familie löste viel Freude aus. So musste ich von Anfang an darauf achten, dass sich nicht alle nur auf die kleine Prinzessin konzentrierten, sondern vor allem auch unserem Mittleren, der bisher die Aufmerksamkeit des Kleinen genoß, nicht zu sehr vernachlässigten. Keine leichte Aufgabe.

Doch wie ist es nun mit den sogenannten Sandwichkindern? Haben sie es von Beginn an in ihrer Mittelpostion schwerer? Und wie prägt es ihr weiteres Leben?

Das Thema Geschwisterkonstellation wurde bereits in den 1920ern von Alfred Adler beleuchtet und schon damals stellte Adler fest, dass es die Entwicklung eines Menschen beeinflußt, ob er als erstes, mittleres oder jüngstes Kind in einer Familie aufwächst. Diese These wird auch in der heutigen Entwicklungsforschung weiter verfolgt. Es heißt, besonders in Drei-Kind-Familien hat das Mittlere eine schlechte Ausgangsposition. Ein mathematisches Modell des Max-Planck-Instituts belegt diese Aussagen (siehe Artikel von IchLebeJetzt).

Das mittlere Kind steht im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den Stühlen und fühlt sich deswegen auch oft hin- und her gerissen. Zum einen kann es dem großen Geschwisterkind nacheifern und viel abschauen, und möchte natürlich auch all das können, was der Große kann, zum anderen ist es wiederum selbst Vorbild für das jüngere Geschwisterchen. Welches wiederum oft sein stärkster Konkurrent ist, da es das Nesthäkchen ist und aus diesem Grund meist mehr Aufmerksamkeit erhält.

Im Allgemeinen gilt (es gibt natürlich immer individuelle Ausprägungen), dass Sandwichkinder entweder gute Diplomaten mit hoher Kompromissfähigkeit werden oder aber sie sind Außenseiter, die sich aufgrund ihrer Stellung in der Familie immer übersehen fühlen. Oft sind sie deswegen rebellisch, unkonventionell und lieben das Abenteuer.
Dem typischen Sandwichkind fällt es schwer in der ersten Reihe mitzuspielen, trotz Ehrgeiz arbeiten sie lieber im Hintergrund.

Auch die Geschlecher spielen in der Geschwisterkonstellation eine Rolle. Sind nur Jungs in der Familie oder nur Mädchen. Oder ist das Sandwichkind z.B. alleiniger Junge.

Die Einflussfaktoren sind vielfältig und jedes Kind bringt natürlich auch seinen Grundcharakter mit. Und was sagen die gängigen Erziehungstipps für Sandwichkinder?

– ein Gebiet finden, in dem das Sandwichkind allein besonders gut ist und es dabei fördern
– Zeiten mit ungeteilter Aufmerksamkeit durch eine Bezugsperson (Mama, Papa, aber auch Großeltern)

Familie drei Kinder

Wie sieht es bei uns aus?

Unser Zweitgeborener hat von Anfang an einen besonderen Charakter. Es ist sehr sensibel, verträgt schlecht Veränderungen und braucht für alles seine Zeit. Diese Charakterzüge plus die Stellung als Sandwichkind machen es ihm häufig nicht leicht. Er entwickelt an einigen Punkten einen Überehrgeiz und steht augenscheinlich oft unter Druck. Dies äußert sich wiederum durch wildes Herumgespringe und starkes Nägelkauen.
Unser Mittlerer scheint trotz gutem Verhältnis zu seinem Bruder immer wieder in Konkurrenz zu ihm zu stehen, er möchte alles genauso können und dürfen wie sein 3,5 Jahre älterer Bruder (Überehrgeiz -> Druck). Und seine kleine Schwester ist mit ihren knapp 2 Jahren in einem Alter, in dem sie alle süß und goldig finden. Wie soll man da herausstehen?

Indem man anfängt, sie hinterm Rücken immer wieder mal zu ärgern und zu piesacken und dann so tut als wäre gar nichts. Auch beim großen Bruder wird gerne körperlich gezeigt, was nicht passt, d.h. er tritt bei Auseinandersetzungen zu. Uns gegenüber versucht er verstärkt seine Grenzen zu testen – was für das Alter von fünf eigentlich normal ist, aber er geht meist noch ein Stück weiter.

Wir Eltern fragen uns natürlich viel und oft, was wir hätten bis dato anders machen sollen und was wir in Zukunft ändern wollen.
Wir verbringen mehr Zeit zu zweit mit dem Mittleren. Entweder Papa³ oder ich verbringe nur Zeit mit ihm (und die anderen sind mit dem anderen Elternteil unterwegs), schenken ihm im Alltag noch ein Stück mehr Aufmerksamkeit und zeigen ihm (da er es mehr braucht) noch öfter, dass wir ihn genauso sehr lieben wie seine Geschwister.

Hier habe ich schon einmal über das Verhältnis unserer beiden Jungs geschrieben.

Wie sieht das bei euch aus mit Sandwichkindern oder welche Erfahrungen habt ihr mit anderen Sandwichkinder gemacht?
Könnt ihr Ratschläge oder Tipps geben?

Ich würde mich wirklich sehr über einen Austausch freuen.

2 thoughts on “Geschwisterkonstellation: Haben es Sandwichkinder schwerer?

  1. Wenn wir exklusive Zeit mit dem Mittleren verbringen kann man das Leuchten in seinen Augen sehen und viele Situationen, die im Alltag zu Stress führen sind auf einmal kinderleicht.
    Darüber bin ich immer wieder fasziniert.
    Spannend, dass es doch überall immer wieder ähnlich ist.

  2. Gar nicht so leicht. Irgendwie hat das mittlere Kind auch oft spezielle Charaktereigenschaften, die durch die Mittelposition verstärkt werden.
    Aber ihm immer wieder zu sagen, wei toll er ist und viel zeit mir ihm verbringen ist sicher ein großes Stück, was man als Eltern zu einem guten Gelingen der Geschwisterkonstellation beitragen kann!
    Liebe Grüße
    Suse

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