Es ist Samstag morgen, wir (Eltern) decken den Tisch, unsere drei Racker wuseln um unsere Beine, die kleine Madame kommt rein und sagt ohne Umschweife: „Papa ist ein Kackhaufen!“ Grinst und ist wieder verschwunden.
Wir gucken uns beide an und können ein Lachen nicht unterdrücken. Aus einem anderen Raum hören wir, wie der Mittlere mit der kleinen Schwester weitere verbale Kanonen übt… „Du bist eine Pupsmadame“, „Du bist ein Kackhaufen“, „Du bist ein Pogesicht“ usw. die ganz schlimmen Ausdrücke bleiben zum Glück im Mund des Mittleren. Die kleine Schwester wiederholt brav. Ihr könnt euch vorstellen, was ich beim Frühstück als nächstes von der Kleinsten zu hören bekommen habe. Richtig…
Ja, ich würde gerne darüber berichten, dass unsere Kinder nie diese Fäkalsprache benutzen, aber sie tun es.
Ich erinnere mich an eine Situation als der Große noch ein Baby war und wir an einem Spielplatz vorbei liefen auf dem 5-6 Jährige Jungs spielten. Sie waren laut, sie waren wild und sie benutzen verschiedenste Kraftausdrücke. Ich sagte damals zu Papa³, dass unser Kind so hoffentlich nie wird 😉
Warum benutzen Kinder Fäkalsprache?
Aber es kam – wie geahnt – anders. Und auch der Große hatte im letzten Kindergartenjahr seine Phase der Fäkalsprache. Es war alles und jeder irgendwas mit Pups…, Kacke…, Furz…, Pimmel…. Und ja auch er brachte es seinem kleineren Bruder bei und fand es dann lustig, dass er es nach plapperte oder in manchen Situationen selbst einsetzte und damit ein Kopfschütteln oder Lachen erzeugte. Denn aus langjähriger Beobachtung weiß ich, dass es auf diese Ausdrücke selten keine Reaktion gibt – und das spornt an. Das Benutzen der Kraftausdrücke bewirkt Reaktionen. Kinder lernen in dieser Phase, dass sie etwas bewirken können – sei es mit eben dieser breiten Variation an „schlimmen Wörtern“.
Natürlich versuch(t)en wir es bei unseren Dreien zu unterbinden und zu erklären, dass es keine schönen Wörter sind, dass wir so nicht miteinander sprechen und uns schon gar nicht so betiteln. Vielleicht hat es schon ein wenig geholfen, vielleicht auch nicht. Allerdings sei erwähnt, dass wir nicht von morgens bis abends mit Fäkalsprache kommunizieren, sondern es immer wieder Situationen und Tage gibt, wo es verstärkt aufkommt und es sich dann erfahrungsgemäß hochschaukelt.
Der Mittlere setzt wenigstens diese Ausdrücke nicht gegenüber anderen Erwachsenen ein, es sei denn Mama regt sich (mal wieder) beim Autofahren über einen anderen Verkehrsteilnehmer auf, dann kommt von der Rückbank gerne ein passender Ausdruck – der von der kleinen Schwester singend aufgegriffen wird. In diesen Momenten hoffe ich, uns kann einfach niemand hören.
Ich weiß, dass diese Phase wieder vorbei geht, denn der Große weiß mittlerweile sehr wohl, dass derartige Ausdrücke nicht (oder nicht allzu oft 😉 ) in den alltäglichen Sprachgebrauch einfließen sollen. Und bringt der kleinen Schwester eher bei wie man LEGO Häuser baut.
Geschwister lernen voneinander
Die kleine Schwester möchte ihren Brüdern am liebsten alles gleich tun. Sie geht auf´s WC wie die Brüder. Sie möchte klettern und toben wie die großen Brüder und ist besonders für den Mittleren ein williges Lernkind. Da wird ihr gezeigt wie man sich gerade aufs elterliche Bett fallen lässt, wie man sich die Schlafanzughose auf den Kopf setzt und so ein Hase mit langen Ohren wird oder wie man die Eltern halb wahnsinnig macht, wenn man im TipToi Buch immer und immer wieder den gleichen Knopf drückt. Er hat ihr aber auch beigebracht wie man sich die Zähne putzt oder ein Buch auswendig lernt.
Ich finde es immer wieder faszinierend zu sehen, wie Geschwister voneinander lernen (oft durch nachahmen) und es ans nächste Geschwisterchen weiter geben. Natürlich, eher vom Älteren zum Jüngeren, wobei sich bei uns der größte gerne vom kleineren Bruder beim Malen und Basteln inspirieren lässt.
Es ist so wunderbar zu sehen wie sie voneinander profitieren – auch, wenn es die ersten Schimpfwörter sind 😉
Übrigens, zwei Tipps (für gut befunden) wie Eltern es schaffen, dass die Kinder keine „Schimpfwörter“ benutzen bzw. der Kreislauf der „verbalen Attacken“ durchbrochen wird:
- Das Kind darf im eigenen Zimmer alle Wörter laut und so oft sagen wie es mag á la Astrid Lindgrens „Madita und Pimps“. Hier dürfen die Kinder in den Wandschrank gehen und dort alle „schlimmen Wörter“ sagen.
- Dem Kind in ähnlicher Sprache antworten: Wenn es zum Beispiel „Pups“ zum Mittag haben möchte, dann den Teller befüllen und sagen „Hier hast du deinen Pups.“
Diese Dinge erreichen, dass die Kinder nicht mehr die so sehr gewollten Reaktionen auslösen und es dann langweilig wird, weiterhin die Ausdrücke zu benutzen.
Habt ihr das bei euren Kindern auch beobachtet? Oder erinnert ihr euch an eure eigene Kindheit?