Wenn Nachwuchs im Anmarsch ist, steht die Welt Kopf – und das nicht nur in Deutschland. Autorin und Bloggerin Nadine Luck hat in ihrem Buch „Die Nabel der Welt“ die verrücktesten Bräuche rund ums Babymachen-, -kriegen und -haben aus Kulturen quer über den Globus zusammengetragen. Ich selbst habe das Buch schon gelesen und es ist wirklich sehr lustig und spannend zu lesen. Nadine war so lieb und unterstützt mich in meiner Sommerpause und hat die Top Ten der verrücktesten Traditionen zusammengetragen:
1. Die Schwiegermutter als Inspiration beim Babymachen: Bei den Dogon, einer Volksgruppe aus Westafrika, ist sie quasi ein Maskottchen bei der Zeugung. Die Frauen empfangen dort nur Kinder, so der Volksglaube, wenn ihnen die Männer vor dem Liebesakt Geschichten von den Vorfahren flüstern. Undenkbar in unseren Breiten, wo Anekdoten von der Schwiegermutter als Liebestöter fungieren!
2. Viel Sex – dann wird es ein Junge: Bei den Eskimos zumindest muss das Paar kräftig rackern, wenn es einen männlichen Stammhalter will. Sie glauben, dass sie ein kräftiger Sohn erst aufgebaut werden muss und sie deshalb häufig Geschlechtsverkehr haben müssen. Aus diesem Grund schlafen sie auch während der Schwangerschaft noch eifrig miteinander.
3. Das Hebammen-Handwerk im Schlaf erlernen: Bei den Maya ist dies der Fall – sogar im Wortsinne. Dort sorgt die Geisterwelt für die Ausbildung im Hebammen-Berufsstand. Die Götter oder eine Erscheinung im Traum entscheiden darüber, wer Hebamme wird. Oft steht die Eignung für den Beruf auch aufgrund des Geburtsdatums fest. Die gesamte Ausbildung findet unter Umständen nur im Schlaf statt. Verstorbene Hebammen übergeben während eines Traumes die Fähigkeiten weiter.
4. Weltweit ist die Lautstärke bei der Geburt unterschiedlich geregelt. Sehr laut gebären Türkinnen. Es heißt, je mehr sie schreien, also leiden, desto mehr Goldgeschenke gibt es hinterher. In Asien oder Afrika passiert es dagegen, dass laut gebärende Frauen aus der Gesellschaft verstoßen werden. In Thailand geht man davon aus, dass eine laut Gebärende Mutter frechen Nachwuchs erzeugt.
5. Geburtsschmerzen für den Mann: Bei den Huichol-Indianern in Mexiko sind die Hoden des werdenden Vaters bei der Geburt eingeschnürt. Die Gebärenden ziehen an der Schnur, wenn ihre eigenen Schmerzen auf dem Höhepunkt sind. Die Devise „Geteilter Schmerz ist halber Schmerz“ gilt auch anderswo: In Papua Neuguinea etwa ziehen sich Männer beim Wehenstart in eine Hütte zurück. Sie versuchen dort, den Schmerz nachzuempfinden. Mit einer Schnur um die Hoden ginge das wohl am besten.
6. Mit einem Mädchen kommt auch der Müll: In Niederbayern wird der gesamte Weg vom Krankenhaus zum Wohnhaus frisch gebackener Mädcheneltern mit alten Konservendosen „dekoriert“. Der Ursprung für diesen Brauch findet sich im bairischen Dialekt, in dem ein Mädchen auch „Bix“ heißt, was so viel wie „Dose“ bedeutet. Man befürchtet es: Es ist ein bayerisches, politisches inkorrektes Synonym für die weiblichen Geschlechtsorgane.
7. In vielen Völkern ruhen sich die frisch gebackenen Väter im Männerkindbett aus. Den Vogel in dieser Hinsicht schießen manche Stämme Guineas ab. Der Papa ruht dort nach der Geburt in der Hängematte, hält eine spezielle Diät und fasst keine Waffen an. Weibliche Verwandte versorgen ihn. Und die Mutter? Die arbeitet schon nach wenigen Stunden wieder auf dem Feld, einer muss ja etwas tun.
8. Dreieinhalb Monate ohne Bodenkontakt: Auf Bali werden Neugeborenes während der ersten 105 Tage ihres Lebens getragen, sie dürfen auf keinen Fall den Boden berühren. Dort sollen Dämonen lauern. Im Rahmen einer festlichen Zeremonie dürfen sie nach dieser Zeit schließlich erstmals auf die Erde. Dennoch werden sie weiterhin viel auf Händen getragen, denn „wie die Tiere“ sollen Babys als überirdische Wesen nicht auf unreinem Boden kriechen müssen.
9. In Griechenland bekommen Kinder erst bei der Taufe ihren offiziellen Namen verpasst. Bis dahin heißen sie schlicht oft „Baby“. Im Pass stehen bis zur Taufe oft nur der Familienname und das Geschlecht. Traditionell kriegen erstgeborene Kinder schließlich den Namen vom Opa oder der Oma väterlicherseits verpasst. Moderne Mütter würden ihren Kindern jedoch lieber Namen aus der eigenen Familie geben. Es soll im modernen Athen Paare geben, die aufgrund der Namensfrage unversöhnlich auseinandergehen.
10. Babys müssen draußen schlafen: Wer mit dem Nachwuchs skandinavische Freunde besucht, bekommt für den Mittagsschlaf in der Regel weder Sofa noch Schlafzimmer angeboten, sondern einen Platz im Garten oder auf dem Balkon. Unsere nordischen Zeitgenossen sind überzeugt davon, dass die frische Luft gesundheitsfördernd für Babys ist. Gerade im Winter, wenn fiese Erkältungsviren herumschwirren, werden sie durch das Draußenschlafen abgehärtet. Auch in Kinderkrippen bringen skandinavische Erzieherinnen die Kids in der Regel zum Schlafen nach draußen.
Kennt ihr auch besondere Bräuche /Traditionen?
Noch mehr irre Babybräuche sind im Buch „Die Nabel der Welt“ zu finden: Das Buch ist im Conbook Verlag erschienen und kostet 9,95 Euro.
ISBN: 978-3-943176-93-3